Entsetzt musst eich gestern feststellen, dass der letzte Teil des Tutorials nun schon seit fast zwei Jahren online ist und seit dem auch nicht mehr viel in dieser Richtung passiert ist. Nun gut, in der Zwischenzeit war da noch ein wenig Studium (was sich zum Glück so langsam den Ende neigt) und sowieso, zwischendurch will man ja auch selbst etwas Musik machen. Wie dem auch sei: Heute geht es weiter.
Heute schauen wir uns mal an, ein wenig an, wie man auf neue Pattern kommen kann. Wie man einfache Fills erzeugt und wie Bass und Schlagzeug zusammenspielen. Es wird erstmal nur ein erster Abriss werden und kann bestenfalls eine erste Idee geben, was alles möglich ist, bzw. gut klingt.
Gezielt betonen
Für den Geroove eines Songs ist es wichtig, wo im Takt ein jeweiliges Gewicht liegt. Wie sich Melodie und Rhythmus auf den Takt verteilen. Etwas haben wir dazu schon kennengelernt. Wenn man an den Beispielsong aus der vorigen Einheit denkt, dann sieht man relativ schnell, dass das “Gewicht” des Grooves hauptsächlich auf den ersten beiden Zählzeiten liegt. Hauptsächlich auf der eins, hier legt die Basedrum. Es sind aber natürlich noch andere Figuren denkbar, die jeweils einen eigenen Groove erzeugen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel alle vier Zählzeiten gleichermaßen hervor zu heben. Das schauen wir uns jetzt mal an und vorallem, wie daraus ein Groove entstehen kann.
Links sehen wir eine Snare-Figur, bei der jeweils die vier Zählzeiten betont werden. Diese “v”´s über den jeweiligen Noten geben hier die Betonten Zählzeiten an (ein Klick auf das Bild vergrößert die Abbildung übrigens). Diese Figur macht noch keinen Groove (obwohl, in manchen Country-Stücken hört man solche Snare-Figuren tatsächlich manchmal); entscheidend ist hier, die Betonungen geschickt auf die verschiedenen Instrumente des Schlagzeugs zu verteilen. Wir könnten zum Beispiel die zwei und die vier auf der Snare belassen, die leisen Noten auf der HiHat spielen und die eins und drei mit der Base. Wie das klingt, kann man rechts
bestaunen und dürfte dem ein oder anderen vielleicht vertraut vorkommen. In diesem Fall würde der Drummer den Automatismus auf der HiHat mit beiden Händen spielen und nur für die zwei und die vier eine Hand zur Snare bewegen. Deshalb fehlt hier der Schlag auf die HiHat an zwei und vier, bei der Base-Drum ist es egal. Der Vorteil ist, der Drummer hat eine durchgängige Figur, die er spielen kann, das erleichtert das Üben. Darüber kann man jetzt noch einen einfachen
Walking-Bass setzen und man hat fast schon eine Strophenbegleitung. (In diesem Fall ist es ein Synth-Bass, da mein letztes Bass-Modell irgendwie nicht mehr betriebsbreit ist und noch nicht genug Kleingeld da ist, diesen auszutauschen).
…und drei
Nun muss man es natürlich nicht dabei belassen, lediglich die vollen Zählzeiten zu betonen. Denkbar wäre es natürlich auch einfach nur jede dritte Sechzehntel hervor zu heben, anstatt jeder vierten (was dem vorigen Pattern entspräche). Dabei ergeben sich völlig neue Grooves; viele ganz neue Klangfarben für das Arrangement. Das hervorheben jeder dritten Sechzehntel ist sogar ein ziemlich beliebtes Muster, welches man gerade in Funk oder Funk-Rock Stücken oft hört.
Auch hier schauen wir uns erstmal eine Snare-Figur an, bei der diesmal jede dritte sechzehntel betont wird. Diese “Betonungsmuster” wird dann jeden Takt wiederholt. Diese Snare-Figuren sind übrigens auch ganz beliebte Übungen gerade für Schlagzeuganfänger, wer also zwischendurch nichts zu tun hat, kann diese Betonungsübungen auch einfach mit den Händen auf der Tischplatte
probieren (dabei kommt man dann gelengtlich auch wieder mit seinen Mitbewohnern oder Nachbarn in Kontakt…). Auch hier gilt es wieder zu entscheiden, wie man die Betonungen auf die verschiedenen Instrumente verteilen möchte. Im Hörbeispiel habe ich mich für zwei verschiedenen Lösungen entschlossen. Die erste besteht darin, einen Automatismus für HiHat und Snare zu nehmen, bei der auf der HiHat durchgehend die Achtel gepsielt werden und nur die zweite und die fünfte betonte Zählzeit auf der Snare. Damit ist man schon wieder relativ nah an dem Typischen Pop-Rock-Muster mit Snare auf der Zwei und der Vier, jedoch wird dann der Schlag auf die Zwei vorgezogen, welches auch einen netten Effekt hat. Die übrigen Schläge wandern auf die Base-Drum und formen so eine ziemlich funkigen Groove. Bei diesem Pattern habe ich die letzte Betonung im Takt mit etwas weniger Druck programmiert, dass gibt dem Ganzen dann etwas mehr “Farbe”.
Die zweite herangehensweise wäre, alle Betonungen mit der Base abzudecken und als Automatismus für die Hände wieder das alte Muster aus Schlägen auf die Zwei und Vier, sowie durchgängige Sechzehntel auf der HiHat zu verwenden. Damit hat man im Grunde gleich zwei Betonungsmuster übereinander gelegt; ein Spiel was man noch viel weiter treiben kann (aber das nur am Rande). Auch hier waren einige Base-Drum-Schläge gesondert nach zu bearbeiten, damit die Dynamik passte.
Um jetzt beide Figuren besser vergleichen und ihre Wirkung innerhalb eines “Arrangements” (unsere Mini-Arrangements sind ja sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluß) besser abschätzen zu können, rechts beide Grooves mit einem Basslauf. In diesem Fall zweimal der Gleiche. Anhören und vergleichen bringt hier sicherlich einen Erkenntnisgewinn.
Bei der Verteilung der Betonungen auf die Instrumente kann man sich übrigens prima austoben. Ich habe mich hier an den üblichen Pop-Rock gefrickelt orientiert. Hört man sich dageben aber Schlagzeuger in der freien Wildbahn an, dann landet zum Beispiel die Snare mittnichten immer auf der zwei und der vier (bzw. in deren Nähe). Auf Dub-Alben ist teilweise normal, die Snare auf die Eins und die Drei zu packen und dann die Base die Off-Beats übernehmen zu lassen. Man ist auch nicht gezwungen, die HiHat zu nehmen, um die weniger Betonte Zählzeiten zu spielen. Das kann auch mal das Ride-Becken übernehmen oder gleich die Glocke auf dem Ride (zum Beispiel im Refrain zur Abgrenzung von der Strophe). Im Hard-Rock wandert die Ozinato-Figur (also die durchgehende Figur auf der HiHat) auch mal auf das Stand-Tom, was dann einen sehr wuchtigen Eindruck macht. Oder die Snare wird gespielt, indem der Stick auf den Rand gelegt und mit dem Schaft gespielt wird (der sogenannte “Rim-Click”). Hier ist ausprobieren gefragt. Geschickt eingesetzt können solche Spieltechniken die Dynamik des Arrangements selbst schon sehr gut unterstützen und selbst bei ansonsten eher zurückhaltender Harmoniesierung eine Menge bewirken (Man höre sich mal Runaround von Blues Traveller an. Der gesamte Song besteht aus einer I IV II V-Verbindung. G C Am D – bis zum Erbrechen. Der Song lebt nur vom Sänger und der Dynamik, die zu einem Großteil vom Schlagzeug kommt).
Das “Betonungsmuster” muß dabei nicht zwangsläufig an der Taktgrenze wiederholt werden. Gerade bei ungeraden Mustern kann man es auch mal im zweiten Takt fortsetzen und dann erst wiederholen. Wenn der Basser noch mitmacht, gibt das vielen Arrangements plötzlich eine ganz andere Wendung.
Allerdings vorsicht: Bei solchen Figuren merkt man dann sehr schnell, wie kurz eigentlich vier Takte sein können. Oder man probiert mal nur jede fünfte Sechzehntel zu betonen. Dabei empfiehlt es sich aber, eine durchgängige Figur auf der Snare zu haben, sonst brechen einem die Zuhören mit Schwindelgefühl davon. Beispiele siehe links. Das “Mini-Arrangement” enthält dann wieder den Basslauf in leicht abgewandelter Form.
Will man also gezielt Bassläufe mit einer Schlagzeugbegleitung versehen, dann kann man prinzipiell immer damit anfangen zu ergründen, wo welcher Teil des Taktes betont wird. Meistens ergibt sich ein Muster, das man aufs Schlagzeug übertragen kann. Hinterher muss man sich überlegen, wie die Drums die Betonungen unterstützen. Das ist kein Grundsatz aber meistens kommt man damit schon recht weit.
Fill-In
![Fill 2 Ausgangspunkt für das eigentlich Fill. Snare und Becken betonen die Zählzeiten. Hinterher wird mit der Base "umspielt".](http://www.tyrbedarf.de/wp-content/uploads/Fill_2-300x69.jpg)
![Fill 3 Fill 3](http://www.tyrbedarf.de/wp-content/uploads/Fill_3-300x66.jpg)
Oben: Ausgangspunkt für das eigentlich Fill. Snare und Becken betonen die Zählzeiten. Unten: Hinterher wird mit der Base "umspielt".
Damit erschöpft sich dieser Artikel jedoch noch nicht. Wenn man schon so beigeht und die Betonungen eines Taktes auf verschiedene Instrumente des Schlagzeugs verteilt, kann man natürlich noch einen Schritt weiter gehen und darauf auch Fills und Breaks zaubern. Dazu gilt wieder zu entscheiden, welche Betonungen von welchem Instrument betont werden soll. Ein paar Beispiele finden sich rechts, dabei bin ich wieder davon ausgegangen, jede dritte Sechzehntel zu betonen. Diesmal werden nur die betonten Zeiten gespielt und (fast) nichts neben her. Als Ausgangspunkt für kreative Breaks taugt der Ansatz alle mal.
Bei dem ersten Beispiel verteilen wir die Betonungen auf verschiedene Toms von hoch zu tief. Hier sind noch ein paar zweiunddreißigstel als “Wirbel” vor dem ersten und dem vierten Schlag. Die sind nur zufällig so genau gespielt und bewußt nur sehr leise. Normalerweise hört man sie nicht im Arrangement. Eine lebender Drummer würde diesen Effekt erzeugen, indem er den Stick auf das Fell fallen lässt und den zurückfedernden Stick gleich wieder auf die Trommel presst (“Double-Stroke” heißt die Technik, wenn ich mich nicht irre). Diese Technik erzeugt einfach ein lebendiges Schlagzeugarrangement. Aber vorsicht: Nicht inflationär verwenden, der Effekt nutzt sich auch schnell wieder ab.
Das zweite Beispiel zeigt kurz, wie man Betonungen als Ausgangspunkt für ein Break nehmen kann um es dann zu erweitern. Diese Art von Break hat sich schon jeder zur Genüge gehört. Snare und Becken betonen wieder jeweils die dritte Sechzehntel, um dies besser zu verdeutlichen habe ich mal das obere Beispiel angehängt. Unten sieht und hört man dann, wie man dann wie man diese Figur ergänzen und ein kraftvolles Break für einen Einstieg in den Refrain hinbaut.
Übrigens: Die Soundqualität bitte ich heute mal zu entschuldigen. Mir war es wichtiger das Tutorial voranzubringen, als mich stundenlang mit Mixing zu vergnügen.